
Was brauchen wir wirklich? 3 Fragen, die Du dir vor jedem Neukauf stellen solltest
„Das muss ich haben.“ – ein Gedanke, den wir sicher alle schon einmal hatten, als wir die Werbung von einem neuen, tollen Produkt gesehen haben. Gerade die westliche Gesellschaft ist geprägt von Konsum. Mehr soll es sein und die Produkte neuer und besser. Viel Besitz wird mit Reichtum und Erfolg gleichgesetzt und gilt als erstrebenswert. Doch was BRAUCHEN wir wirklich? Schauen wir uns die grundlegende Bedürfnisse an. Nahrung, ein Dach über dem Kopf und soziale Interaktion. Zum totalen Glück fehlt uns noch die Selbstverwirklichung, Wertschätzung und Anerkennung. Doch wie erreichen wir diese? Ich habe den Eindruck es besteht der Irrglaube, dass gerade die Anerkennung mit Besitz, Macht und Reichtum einhergeht.
Das halte ich persönlich für absolut falsch und gleichzeitig für gefährlich. Für Kinder und deren Entwicklung bzw. Verständnis dafür was wichtig und erstrebenswert ist und die Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden, wenn sie eben nicht alles haben. Das zeigt sich schon in der Schule, denn wer nicht das neue I-Phone hat oder eine bestimmte Klamottenmarke trägt, läuft Gefahr ausgegrenzt zu werden. Aber auch für unsere Umwelt und das Klima ist diese Entwicklung äußerst bedenklich. Denn Etwas haben oder besitzen bedeutet gleichzeitig, dass es auch produziert werden musste. Produktion bedeutet Verwendung von Ressourcen, Belastung des Klimas und der Umwelt und am Ende die Entstehung von Müll. Denn oft kaufen wir Sachen, die wir eigentlich gar nicht brauchen. Brauchst Du wirklich alle 2 Jahre ein neues Handy? Brauchst Du unbedingt immer neue, günstige, oft unter unmenschlichen Bedingungen produzierte, Klamotten?
Konsum und Auswirkung
Wir sind es gewohnt, dass alles verfügbar ist und wir es uns kaufen können, natürlich vorausgesetzt wir haben genug Geld. Gebrauchte Dinge wollen viele Menschen nicht haben, weil sie nicht neu sind. Doch bedenke die Auswirkungen. Elektrogeräte und insbesondere Handys werden zum Beispiel mit Coltan produziert. Coltan ist ein wertvoller Rohstoff, der überwiegend in Zentralafrika (Kongo) vorkommt. Für den Abbau von Coltan werden Regenwälder abgeholzt, der Lebensraum vieler Tiere zerstört und in den Minen arbeiten oft Kinder. Ich habe euch hier den Link meiner Quelle eingefügt, falls ihr euch dazu noch genauer informieren möchtet.
Die Bekleidungsindustrie in Bangladesh, die Arbeitsbedingungen und gesundheitlichen Belastungen der Arbeiter*innen sind ebenfalls Dinge, die wir mit regelmäßig neuen Einkäufen bei H&M und Co. unterstützen. Von Klimabelastungen durch Transportwege etc. möchte ich hier gar nicht erst anfangen.
Ich könnte hier noch mehr über die schlimmen Zustände und die Auswirkungen unseres Konsumverhaltens schreiben. Vielleicht mache ich das auch, aber in weiteren Beiträgen. Viel mehr möchte ich aber hier nochmal auf die Frage „Was brauchen wir wirklich?“ eingehen. Denn eigentlich braucht es nicht viel um glücklich zu sein. Ich denke sogar, dass übermäßiges Konsumverhalten wahrscheinlich etwas kompensieren soll – fehlende Anerkennung zum Beispiel oder die Hoffnung auf Befriedigung oder Glaube an einen materiell definierten Status.
Auch die Kaufsucht ist ein Problem welches aus diesem ganzen Konsumwahnsinn resultiert. Der Wunsch nach mehr – immer mehr – ohne Rücksicht auf Verluste. Wir leben im absoluten Überfluss und produzieren mehr und mehr Müll, der unsere Umwelt verschmutzt. Bricht man die Frage herunter, kann ich mich auch fragen, ob ich in der Stadt wirklich ein Auto brauche oder ob ich einen Fernseher, einen Laptop UND noch ein Tablet brauche, oder, oder….. Mir geht es nicht darum auf alles zu verzichten, sondern um Bewusstsein. Bewusstsein über Konsequenzen des eigenen Konsumverhaltens und Veränderungsmöglichkeiten.
Die 3 Fragen
Stelle Dir also bei jedem Kauf neuer Produkte folgende Fragen:
Brauche ich das wirklich – oder landet es über kurz oder lang doch nur in der Ecke und letztendlich im Müll?
Hier meine ich zum Beispiel Dinge, die eigentlich nur rumstehen, keinen besonderen Zweck oder Nutzen erfüllen, einstauben und einem irgendwann nicht mehr gefallen oder schnell kaputt gehen.
Kann ich es gebraucht kaufen?
Viele Dinge gibt es gebraucht und das in einem guten Zustand. Second-Hand-Läden, Internet(tausch)börsen oder einfach mal in der Familie oder beim Nachbarn fragen und sich etwas leihen statt zu kaufen. Für Haushalts- und Elektrogeräte gibt es mittlerweile ganze Geschäfte, die sich darauf spezialisiert haben, alte Geräte zu reparieren und sogar mit Garantie wieder zu verkaufen. Auch Re- und Upcycling soll hier erwähnt werden, denn oft kann ich etwas umfunktionieren, wieder oder weiterverwenden. Aber dazu wird es auch einen eigenen Artikel geben.
Wie und wo wurde es produziert?
Frage nach, schaue auf die Produktbeschreibung und informiere dich über Produktions-, Arbeits- und Lieferbedingungen. Es gibt mittlerweile viele Firmen, die verstanden haben, dass eine nachhaltige Produktion wichtig und sinnvoll ist. Vielleicht kaufst du deine Produkte lieber dort. Recherchiere aber genau, denn es gibt auch viele Firmen, die nur vorgeben nachhaltig zu produzieren – Stichwort greenwashing.
Veränderung ist leicht
Ich kaufe Kleidung mittlerweile fast ausschließlich in Second-Hand-Läden und habe auch schon viel verschenkt oder getauscht. Unser Küchentisch ist vom Sperrmüll und Couch, Schränke und Kommoden haben wir von Eltern und Freunden übernommen. Vor einiger Zeit „brauchte“ (in meinem Empfinden :-)) ich Kleiderbügel und habe übers Internet wunderschöne gebrauchte Kleiderbügel aus Holz gefunden – für wenig Geld und wie neu. Es lohnt sich und manchmal finden sich sogar richtige Schätze. Mache Dir immer wieder bewusst wie gut es uns eigentlich geht und dass wir viele Dinge, die wir haben oder kaufen können, eigentlich nicht wirklich brauchen. Wer jetzt Lust bekommen hat auszusortieren, sollte bitte nicht wegschmeißen was er nicht mehr braucht. Verschenke, tausche, mache einen Flohmarktstand – in manchen Städten gibt es Nachbarschaftsbretter, Bücherschränke oder Tausch-Räume. Wir haben auch schon öfter Dinge vors Haus gestellt mit einem „zu verschenken“-Schild daran – bisher war alles innerhalb weniger Stunden weg.
Ich wünsche mir mehr Bewusstsein über das Konsumverhalten und mehr Kommunikation untereinander, um Dinge zu teilen, weniger zu kaufen und weniger wegzuschmeißen.
Grünsame Grüße
Nadja